21.12.2016, 01:10 Uhr

"Flipper" bitte nicht füttern: Mensch als "Freund" gefährdet Delfine

Bitte nicht füttern: Delfine, die in freier Wildbahn mit Futter angelockt und so an Menschen gewöhnt werden, haben schlechtere Überlebenschancen. Eine Langzeitstudie bestätigt erneut, dass Naturfreunde, die die Meeressäuger von Booten aus auf offener See beobachten wollen, damit nicht selten unfreiwillig Schaden anrichten.

Ein Forscherteam aus Australien, Großbritannien und den USA analysierte dazu bis zu 45 Jahre zurückreichende Daten einer Population Großer Tümmler (Tursiops truncatus), die in der Sarasota Bucht vor der Küste Floridas heimisch ist. Die durch die Fernsehserie "Flipper" bekannte Art der Meeressäuger wurde vor allem in den Jahren 1993 bis 2014 verstärkt beobachtet. Allein in dieser Phase wurden bei mehr als 32.000 Sichtungen 1.142 individuelle Delfine identifiziert, berichten Fredrik Christiansen von der Murdoch University (Murdoch/Australien) und seine Kollegen jetzt im Fachjournal "Royal Society Open Science".

Es zeigte sich, dass Delfine, die an Menschen gewöhnt waren, ein deutlich höheres Risiko hatten, durch den Kontakt mit Menschen oder Booten verletzt zu werden, als nicht-konditionierte Tiere. "Diese Verletzungen sind vermutlich Folgen davon, dass Delfine mehr Zeit in der Nähe von Menschen, Booten und Angelzubehör zubringen", schreiben die Forscher. Das Risiko für Zusammenstöße, für das Hängenbleiben in oder Verschlucken von Fischereigerätschaften steige dadurch an. Allein in der Sarasota-Bucht wurden zwischen 1993 und 2014 insgesamt 83 solcher Fälle dokumentiert. Mehr als ein Drittel der betroffenen Delfine starb daran oder musste behandelt werden.

Insgesamt habe sich der Anteil der konditionierten Delfine in der Population allein in den jüngsten zehn Jahren fast verdreifacht, berichten die Forscher. Zumindest zum Teil werde das dem Menschen zugewandte Verhalten innerhalb der Delfin-Gruppe sozial weitergegeben.

Delfin- oder Walbeobachtung kritisch untersucht

Viele Studien haben bereits verschiedene Aspekte der Delfin- oder Walbeobachtung kritisch untersucht - die Funde reichten von sich verändernden Gruppenstrukturen und sinkenden Fruchtbarkeitsquoten der Tiere über wachsende Aggressivität bis hin zu schwindendem Jagdtrieb. Nach Ansicht der internationalen Tierschutzorganisation WDC (Whale & Dolphin Conservation) reiht sich die neue Studie in die bisherigen Erkenntnisse über die Folgen unkontrollierter Wal- und Delfinbeobachtungen ein.

Anbieter solcher Bootstouren müssten strenger kontrolliert werden, fordert der WDC. Auch in den USA ist das Anfüttern der Tiere durch ein nationales Gesetz verboten - es kommt in der boomenden, für Touristen attraktiven Branche aber immer noch zu Verstößen.

Außerdem gelte es, die Dauer einer Beobachtung zu begrenzen, ausreichend Abstand zu wahren, und den Tieren immer wieder längere Pausen zu gönnen. Anders als Delfine können Großwale im offenen Meer nicht angefüttert und so an den Menschen gewöhnt werden. Beide könnten jedoch durch Boote verletzt oder deren Lärm geschädigt werden, mahnen die Tierschützer. "Deswegen rät WDS grundsätzlich vom Schwimmen mit Delfinen und jeglicher Fütterung ab", betont WDC-Biologe Fabian Ritter.

Service: http://dpaq.de/QVdUj

APA/red Foto: APA/APA (dpa)/Thomas Eisenkrätzer

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