Studium ohne Matura in Österreich

Nicht jeder hat die Matura abgeschlossen, aber das bedeutet nicht, dass dein Weg zu einer akademischen Ausbildung versperrt ist. In Österreich gibt es verschiedene Wege, wie du auch ohne Matura ein Studium aufnehmen kannst. Dieser Artikel zeigt dir detailliert, welche Möglichkeiten es gibt, und richtet sich dabei an alle Hochschultypen: Universitäten, Fachhochschulen (FH), Pädagogische Hochschulen (PH), Privatuniversitäten und private Bildungsanbieter.


Überblick der alternativen Zugangswege

  • Studienberechtigungsprüfung
  • Berufsreifeprüfung
  • Zugang über berufliche Qualifikation
  • Lehrgänge universitären Charakters
  • Private Bildungsanbieter

Studienberechtigungsprüfung

Was ist die Studienberechtigungsprüfung?

Die Studienberechtigungsprüfung (SBP) ermöglicht es Personen ohne Matura, eine fachgebundene Hochschulreife zu erlangen. Sie berechtigt dich zum Studium in einem bestimmten Fachbereich an Universitäten, Fachhochschulen oder Pädagogischen Hochschulen.

Wer kann die Studienberechtigungsprüfung ablegen?

  • Alter: Du musst mindestens 20 Jahre alt sein.
  • Staatsbürgerschaft: Staatsbürger*in eines EU-/EWR-Landes oder gleichgestellt.
  • Vorbildung: Kein Maturaabschluss vorhanden.
  • Eignung: Nachweis der Eignung für das gewünschte Studium, zum Beispiel durch berufliche Erfahrung oder einschlägige Vorbildung.

Aufbau der Studienberechtigungsprüfung

Die Prüfung besteht aus fünf Teilprüfungen:

  1. Aufsatz über ein allgemeines Thema (Pflichtfach)
  2. Deutsch oder eine lebende Fremdsprache (Pflichtfach)
  3. Drei spezifische Prüfungsfächer, die vom gewünschten Studium abhängen und von der Hochschule festgelegt werden.

Vorgehensweise

  1. Antragstellung: Stelle einen Antrag auf Zulassung zur Studienberechtigungsprüfung an der gewünschten Hochschule.
  2. Festlegung der Prüfungsfächer: Die Hochschule legt die zu absolvierenden Fächer fest.
  3. Vorbereitung: Bereite dich eigenständig vor oder besuche Vorbereitungskurse.
  4. Prüfungsablegung: Lege die Prüfungen an der Hochschule ab.
  5. Zulassung zum Studium: Nach erfolgreichem Abschluss kannst du dich für das spezifische Studium einschreiben.

Wichtige Hinweise

  • Die Studienberechtigungsprüfung berechtigt nur zum Studium in dem gewählten Fachbereich.
  • Es können Gebühren für Prüfungen und Vorbereitungskurse anfallen.

Berufsreifeprüfung

Was ist die Berufsreifeprüfung?

Die Berufsreifeprüfung ermöglicht Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung die allgemeine Hochschulreife zu erlangen. Sie berechtigt dich zum Studium aller Fachrichtungen an Universitäten, Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen und Privatuniversitäten.

Wer kann die Berufsreifeprüfung ablegen?

  • Personen mit abgeschlossenem Lehrabschluss.
  • Absolvent*innen einer berufsbildenden mittleren Schule (BMS).
  • Personen mit Meisterprüfung oder vergleichbarer Qualifikation.
  • Absolvent*innen von Werkmeisterschulen, Diplomprüfungen nach dem Gesundheits- und Krankenpflegegesetz oder Befähigungsprüfungen.

Aufbau der Berufsreifeprüfung

Die Prüfung besteht aus vier Teilprüfungen:

  1. Deutsch
  2. Mathematik
  3. Lebende Fremdsprache (meist Englisch)
  4. Fachbereich: Eine Prüfung, die sich auf deine berufliche Ausbildung bezieht.

Vorgehensweise

  1. Anmeldung: Bei anerkannten Prüfungseinrichtungen wie Schulen oder Erwachsenenbildungseinrichtungen.
  2. Vorbereitung: Besuch von Vorbereitungskursen (z. B. am BFI, WIFI) oder Selbststudium.
  3. Prüfungsablegung: Lege die Prüfungen an anerkannten Prüfungszentren ab.
  4. Zertifikat: Nach erfolgreichem Abschluss erhältst du das Berufsreifeprüfungszeugnis.

Wichtige Hinweise

  • Die Berufsreifeprüfung ist kostenpflichtig; es können Kurs- und Prüfungsgebühren anfallen.
  • Es gibt Fördermöglichkeiten durch Bund, Länder oder Arbeitgeber.

Zugang über berufliche Qualifikation

Fachhochschulen (FH)

An Fachhochschulen hast du die Möglichkeit, ohne Matura, aber mit beruflicher Qualifikation ein Studium aufzunehmen.

Voraussetzungen

  • Abschluss einer mindestens dreijährigen fachgebundenen Ausbildung (z. B. Lehrabschluss, Meisterprüfung).
  • Einschlägige Berufserfahrung von mindestens drei Jahren.
  • Ergänzungsprüfungen in Fächern wie Deutsch, Mathematik und Englisch.

Vorgehensweise

  1. Bewerbung direkt bei der Fachhochschule.
  2. Aufnahmeverfahren: Kann Aufnahmegespräche, Eignungstests oder Assessment-Center umfassen.
  3. Absolvierung der Ergänzungsprüfungen: Diese können vor Studienbeginn oder parallel zum Studium absolviert werden.

Wichtige Hinweise

  • Nicht alle FH-Studiengänge bieten diesen Zugang; informiere dich direkt bei der gewünschten Fachhochschule.
  • Deine berufliche Erfahrung kann im Studium von Vorteil sein.

Universitäten

An Universitäten ist der direkte Zugang ohne Matura meist nur über die Studienberechtigungsprüfung oder die Berufsreifeprüfung möglich.

Pädagogische Hochschulen (PH)

Für das Lehramtsstudium benötigst du in der Regel die Matura oder einen gleichwertigen Abschluss. Über die Berufsreifeprüfung oder Studienberechtigungsprüfung kannst du jedoch den Zugang ermöglichen.

Privatuniversitäten

Möglichkeiten über berufliche Qualifikation

  • Individuelle Zulassungsbedingungen: Privatuniversitäten können in Einzelfällen Bewerber*innen ohne Matura aufnehmen, wenn sie über besondere berufliche Qualifikationen oder Erfahrungen verfügen.
  • Berufliche Eignung: Nachweis von einschlägiger Berufserfahrung und besonderen Fähigkeiten kann berücksichtigt werden.
  • Aufnahmeverfahren: Umfasst oft Aufnahmegespräche, Motivationsschreiben und gegebenenfalls Eignungstests.

Wichtige Hinweise

  • Akkreditierung: Privatuniversitäten sind staatlich akkreditiert und ihre Abschlüsse sind anerkannt.
  • Studiengebühren: Können höher sein als an öffentlichen Hochschulen.

Lehrgänge universitären Charakters

Was sind Lehrgänge universitären Charakters?

  • Weiterbildungsangebote von Universitäten oder Fachhochschulen, die oft berufsbegleitend konzipiert sind.
  • Zugangsvoraussetzungen können flexibler sein; manchmal ist keine Matura erforderlich.

Vorteile

  • Praxisorientierung: Vermittlung von anwendungsbezogenem Wissen.
  • Flexibilität: Oftmals an die Bedürfnisse von Berufstätigen angepasst.
  • Anrechnung: Absolvierte Lehrveranstaltungen können eventuell auf ein späteres Studium angerechnet werden.

Wichtige Hinweise

  • Kosten: Diese Lehrgänge sind in der Regel kostenpflichtig und können recht teuer sein.
  • Abschluss: Führt nicht immer zu einem akademischen Grad, sondern zu einem Zertifikat oder Diplom.
  • Anerkennung: Prüfe, ob und wie der Abschluss anerkannt wird.

Private Bildungsanbieter

Wer sind private Bildungsanbieter?

Private Bildungsanbieter sind Institutionen, die Studiengänge in Zusammenarbeit mit akkreditierten Hochschulen im In- oder Ausland anbieten. Sie sind selbst nicht unbedingt staatlich akkreditiert, arbeiten aber oft mit anerkannten Universitäten zusammen.

Zugangsvoraussetzungen

  • Variabel: Die Zugangsvoraussetzungen können flexibler sein als an staatlichen Hochschulen.
  • Berufliche Qualifikation: Einschlägige Berufserfahrung kann den Zugang erleichtern.
  • Individuelle Prüfung: Die Zulassung erfolgt oft nach individueller Bewertung.

Wichtige Hinweise

  • Akkreditierung und Anerkennung: Stelle sicher, dass der Abschluss von Arbeitgebern und staatlichen Stellen anerkannt wird.
  • Kosten: Studiengebühren können höher sein als an öffentlichen Hochschulen.
  • Studienmodell: Oft als Fernstudium oder berufsbegleitend konzipiert.

Wichtige Schritte und Tipps

  1. Information einholen: Recherchiere gründlich über die verschiedenen Möglichkeiten und Anforderungen.
  2. Beratung nutzen: Wende dich an Studienberatungsstellen der Hochschulen oder Erwachsenenbildungseinrichtungen.
  3. Unterlagen vorbereiten: Stelle sicher, dass du alle notwendigen Dokumente hast (Zeugnisse, Zertifikate, Lebenslauf).
  4. Finanzierung klären: Informiere dich über Förderungen und finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten.
  5. Vorbereitungskurse besuchen: Nutze Angebote zur Vorbereitung auf Prüfungen und Studieninhalte.

Zusammenfassung

Auch ohne Matura gibt es in Österreich verschiedene Wege, ein Studium aufzunehmen:

  • Studienberechtigungsprüfung: Ermöglicht den Zugang zu einem spezifischen Studienfach.
  • Berufsreifeprüfung: Verleiht die allgemeine Hochschulreife für alle Studienrichtungen.
  • Berufliche Qualifikation: Besonders an Fachhochschulen und teilweise an Privatuniversitäten kann einschlägige Berufserfahrung den Zugang ermöglichen.
  • Lehrgänge universitären Charakters: Bieten Weiterbildungsmöglichkeiten ohne Matura.
  • Privatuniversitäten: Haben oft individuelle Zulassungsverfahren und können berufliche Qualifikationen berücksichtigen.
  • Private Bildungsanbieter: Bieten alternative Bildungswege, wobei die Anerkennung der Abschlüsse zu prüfen ist.