Die drei an der Akademie der bildenden Künste Wien angebotenen Lehramtsstudien sind in den Praxisfeldern der zeitgenössischen Kunst, Gestaltung und Vermittlung verankert. Kunst, Gestaltung und Bildung stehen in einer dynamischen Wechselwirkung mit tiefgreifenden strukturellen Veränderungen gegenwärtiger Gesellschaften. Diese Veränderungen reichen von Geschlechterpolitik zu Globalisierungsprozessen, von Migration zu neuen Ökonomien, von neuen Produktionsverhältnissen zu Professionalisierungsdruck. Um diese Veränderungen in Kunst und Gestaltung zu reflektieren, müssen Kunst und Gestaltung als Praxen verstanden werden, die ständig aufs Neue ausgehandelt werden.
Inhaltliche, methodische und mediale Offenheit ist die Basis, auf der ein solches Verständnis von Kunst und Gestaltung verhandelbar und praktizierbar wird. Künstlerisch-gestalterische, didaktische, fach- und bildungswissenschaftliche sowie forschende Aspekte von Kunst, Design, Moden, Architektur und den damit verbundenen Bildungsprozessen werden in ihren Widerspruchslagen bearbeitet, wobei Prozess und Produkt als gleichwertige Komponenten eines produzierenden, reflektierenden und vermittelnden Handelns verstanden werden.
Ein wichtiger Baustein der Studien ist die Auseinandersetzung mit kritischen Diskursen und Praxen der Fachdidaktik der drei Unterrichtsfächer sowie der Kunst- und Kulturvermittlung. Geschichte und Theorie von Kunst, Moden, Design und Architektur werden auf der Basis von zeitgenössischen Kunst- und Kulturwissenschaften sowie von Gesellschaftstheorien gelehrt. Das Wissen um die historische Gewordenheit von Praxen und Diskursen der Kunst und der Theorie sowie gegenwärtige Entwicklungen in Kunst und Kultur vermitteln die Notwendigkeit, den Veränderungen der Gegenwart im künstlerischen und pädagogischen Handeln Rechnung zu tragen.
In der forschungsgeleiteten Lehre nehmen migrationsgesellschaftliche, intersektionale und gendersensible Ansätze einen besonderen Platz ein. Die jeweilige Situiertheit hinsichtlich Herkunft, Geschlecht, Sprache und Generativität aller an künstlerischen Bildungsprozessen Beteiligten findet in die künstlerische und gestalterische Vermittlung sowie in die Bildungsprozesse Eingang. Feedback, Kritik und Motivation bilden ein Fundament der Lehre in den Studien. Die Lehramtsstudien sensibilisieren für Differenzen auch durch die Reflexion der je eigenen Bildungsbiografie. Diese Reflexion ist der Ausgangspunkt für eine zukünftige differenzierende Begleitung von künstlerischen und gestalterischen Vermittlungsprozessen in institutionellen und außerinstitutionellen Kontexten. Der die drei Studien ergänzende bildungswissenschaftlich-pädagogische Teil wird am Institut für das künstlerische Lehramt in einem eigenständigen kunst- und kulturpädagogischen Studienbereich angeboten und umfasst die allgemeinen bildungswissenschaftlichen Grundlagen.
Das Lehramtsstudium ist kombinationspflichtig, umfasst also das Studium zweier Unterrichtsfächer. Es dauert 9 Semester; im zweiten Studienabschnitt ist wahlweise aus einem Fach eine wissenschaftliche, eine künstlerisch-wissenschaftliche oder eine gestalterisch-wissenschaftliche Diplomarbeit zu verfassen.
Das Unterrichtsfach Bildnerische Erziehung – Kunst und Kommunikation umfasst 120 Semesterstunden (135 ECTS Punkte), davon entfallen verpflichtend 40 Semesterstunden (38 ECTS Punkte) auf die künstlerischgestalterische Ausbildung, 36 Semesterstunden (50 ECTS Punkte) auf die kunst- und kulturwissenschaftliche Ausbildung und 28 Semesterstunden (31 ECTS Punkte) auf die pädagogisch-didaktische Ausbildung. Auf die
schulpraktische Ausbildung (SPA) entfallen 6 Semesterstunden (6 ECTS Punkte). 4 Semesterstunden (4 ECTS Punkte) entfallen auf freie Wahlfächer. Freie Wahlfächer können sowohl an inländischen wie auch an ausländischen Universitäten absolviert werden. Es wird den Studierenden empfohlen, als freie Wahlfächer Lehrveranstaltungen zu wählen, die einen ideellen bzw. thematischen Zusammenhang mit dem Künstlerischen Lehramtstudium aufweisen. Im Vertiefungsfach (2. Studienabschnitt) können in einem Stundenausmaß von 6 Semesterstunden (6 ECTS Punkte) Schwerpunkte in den jeweiligen Ausbildungsbereichen gesetzt werden. Die Schwerpunktsetzung wird im
Diplomprüfungszeugnis ausgewiesen.
Das Institut für das künstlerische Lehramt (IKL) an der Akademie der bildenden Künste Wien bietet folgende Lehramtsstudien an:
• Unterrichtsfach Bildnerische Erziehung – Kunst und Kommunikation
• Unterrichtsfach Werkerziehung – Kontextuelle Gestaltung
• Unterrichtsfach Textiles Gestalten – Moden und Styles
Die Lehramtsstudien Kunst und Kommunikation, Kontextuelle Gestaltung, Moden und Styles fokussieren auf jeweils unterschiedliche Aspekte kulturellen Handelns, sind als Studien aber integrativ angelegt. Diese wechselseitige Anbindung bei gleichzeitiger Differenzierung zielt darauf ab, historisch gewachsene Konventionen dessen, was kulturelle Bildung im schulischen und außerschulischen Bereich bedeuten kann, aufzubrechen. Methodisch resultiert dies in einem Fokus auf Interdisziplinarität und dem ständigen Ausloten der Zusammenhänge zwischen kultureller Produktion, Reflexion und Kommunikation.
Dabei ist die kontinuierliche Arbeit an und Kritik von Methodologien von zentraler Bedeutung. Auf inhaltlicher Ebene bedeutet dies die Multiplikation des Kulturbegriffs im Hinblick auf die Fokusbereiche Kunst, Design, Moden, Architektur, Stadt und Praktiken des Textilen; konkret einen verstärkten Einzug von Alltagskultur in die thematischen Unterrichtsfelder und Praxisformen. Alltagskultur ist dabei als breites Feld von lebensweltlichen Artikulationen gefasst, die urban und rural sein können, die mit Pop, Style und Praktiken des Widerstands genauso zu tun haben wie mit so genannter Volkskultur und Anpassungsritualen, die in neuen Technologien genauso gewandt sind wie in khandwerklichen Traditionen.
Diese Lehramtsstudien qualifizieren AbsolventInnen für die Lehre der Unterrichtsfächer Bildnerische Erziehung, Werkerziehung und Textiles Gestalten an staatlichen und privaten Bildungseinrichtungen. Das Studienangebot ist darauf ausgerichtet, interdisziplinäre Kompetenzen in den Bereichen der bildenden Künste, der zweckgebundenen Gestaltung, der entsprechenden technologischen und medialen Grundlagen, der kulturwissenschaftlichen Reflexion, sowie der Kunst und Kultur vermittelnden Praxis und Theorie zu erwerben. Die Ausbildung ist so angelegt, dass sich die Studierenden zusätzlich zur Lehrqualifikation weit reichende Kompetenzen für Berufe in kulturell vermittelnden, kunst- und kulturwissenschaftlichen, gestalterischen sowie künstlerischen Bereichen aneignen können.
Zur Zulassung zum künstlerischen Lehramtsstudium an der Akademie der bildenden Künste Wien ist - neben einem Reifeprüfungszeugnis oder einem vergleichbaren Nachweis - die erfolgreiche Absolvierung einer Zulassungsprüfung erforderlich.
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