Eine VR-Studie zum Thema bipolare Störungen, eine Kunstinstallation, die den Duft der Menschen bei Stress nachempfindet, eine Klangskulptur sowie eine Coming-of-Age-Serie in der U19-Kategorie sind die diesjährigen Sieger des Prix Ars Electronica. Die Gewinner der Goldenen Nicas und ihre Arbeiten wurden in Linz vorgestellt.
Erstmals seit rund zehn Jahren sei mit Peter Kutin in der Kategorie Digital Musics auch wieder ein Österreicher unter den Siegern, bemerkte Stadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP), die den Prix als "Seismografen, der wahrnimmt, welche Entwicklungen weltweit passieren und zu uns nach Linz bringt", bezeichnete. Insgesamt 3.256 Einreichungen aus 82 Ländern destillierte die Jury auf vier Gewinner, acht Auszeichnungen sowie vier Preise in der Kategorie der Jüngsten.
840 Einreichungen für "Artificial Intelligence & Life Art"
Für die heuer erstmals vergebene Goldene Nica in der Kategorie "Artificial Intelligence & Life Art" gab es auf Anhieb 840 Einreichungen. "Wo sind die Trends, die das Leben verändern", umriss Ars Electronica-Leiter Gerfried Stocker den Hintergrund der Sparte, die aus der früheren "Hybrid Art" entstanden ist und die Idee eines neuen Künstlerbildes, in dem auch Informatiker, Wissenschafter und Gentechniker vorkommen, präsentiert. Gewonnen hat sie der US-Amerikaner Paul Vanouse, der bereits 1997 eine der ersten biotechnischen Arbeiten bei der Ars Electronica eingereicht hat.
"Labor" empfindet den Duft von Menschen nach, die Stress ausgesetzt sind. Die Geruchsbildung erfolgt durch Bakterien in drei Glasbioreaktoren. Auch Schaustücke - verschwitzte weiße T-Shirts, auf denen der Schweiß mit Holzkohle sichtbar gemacht wird - gehören zu der Installation. Die Frage sei, "welchen Wert Arbeit in der Gesellschaft hat". Die Auszeichnungen gingen an das Bio-Tech-Projekt "Confronting Vegetal Otherness" der Slowenin Spela Petric und "VFRAME: Visual Forensics and Metadata Extraction" von Adam Harvey (USA), das im Vorjahr für den Starts Prize nominiert war.
Ebenfalls biennal und heuer an der Reihe: der Preis für "Digital Musics & Sound Art". Diese Nica ging an den Österreicher Peter Kutin, der mit "Torso #1" eine Klangskulptur schuf, die visuell an eine Vogelscheuche erinnert und mit vier sich drehenden Lautsprechern Schallsignale und Rückkoppelungen erzeugt. Der Sound sei "schon angenehm, aber auch unheimlich", erklärte Emiko Ogawa, Leiterin des Prix. Ausgezeichnet wurden Samson Young aus Hongkong für "Muted Situation '22: Muted Tchaikovsky's 5th", bei dem keine Musik nur die Geräusche des Orchesters zu hören sind, sowie Tomomi Adachi, Andreas Dzialocha und Marcello Lussana für "Voices from AI in Experimental Improvisation".
Die Computer Animation gewann "Manic VR" einer kanadischen Gruppe um Kalina Bertin, die mehr Verständnis und Empathie für bipolare Störungen erwirken möchten. Bertins Geschwister sind selbst betroffen. In dieser Kategorie gab es generell viele "Arbeiten, die weit über den Bildschirm hinausgehen", wie Animation-Festival-Kuratorin Christine Schöpf bemerkte. Die Auszeichnungen erhielten "Strings" von Ruini Shi aus China und "Undershoot: sensitive data, Cristiano" der Französin Cindy Coutant, in dem Cristiano Ronaldo als Tamagotchi umsorgt wird.
Jugendkategorie U19
In der österreichweit ausgetragenen Jugendkategorie U19 gab es heuer erstmals zwei Altersgruppen, die Goldene Nica der 14- bis 19-Jährigen holte sich der Wiener Alex Lazarov mit "Dschungel", einer Serie, die sich aus einem Notizbuch aus seinem letzten Schuljahr ergab. Es sei "ein Porträt von der Stadt, in der ich geboren wurde und aufgewachsen bin und eine Liebeserklärung an die Generation Internet", sagte der Künstler.
Den Hauptpreis der U14 bekam die CyberWerkstatt der NMS Hittisau aus Vorarlberg für ihren Kurzfilm "Digitaler Mordversuch". Mit dem Computerspiel "Dungeon of Math" sicherte sich der Wiener Simon Heppner den U12-Preis und die erst neunjährige Mina Sophie Hackl aus Altenberg bei Linz reüssierte mit dem kurzen Film "get_bullied!" in der U10. Den netidee-Spezialpreis holte sich eine Gruppe aus Wien mit "Tweakr - Drop your file, improve your work", einer Online-Plattform für die visuelle Zusammenarbeit zwischen Kunden und Designer, so Marion Friedl, die den Prix-U19 leitet.
Die mit insgesamt 38.000 Euro dotierten Preise werden heuer bereits am Donnerstag beim Ars Electronica Festival von 5. bis 9. September in einer feierlichen Zeremonie überreicht.
Service: Details und Bildmaterial unter http://ars.electronica.art
APA/red Foto: APA/Tullis Johnson