Die UNO-Weltklimakonferenz COP29 in Baku ist am Wochenende mit einem "Minimalkompromiss" und insgesamt enttäuschend zu Ende gegangen, wie Forscherinnen und Forscher erklärten. Auch wenn sich vereinzelt positive Punkte ausmachen ließen, sei das Ausbleiben von Fortschritten bei der Treibhausgasreduktion als "fatales Signal" zu werten. "Staaten, die die Ziele der Klimarahmenkonvention nicht teilen, sollten in Zukunft keine COP mehr ausrichten", so etwa Alice Vadrot zur APA.
Die Politikwissenschafterin von der Universität Wien teilte in einem Statement die mitunter harsche Kritik am COP-Austragungsland Aserbaidschan. So biete die Versammlung als "Mega-Event" zwar einen Rahmen für das Zusammenkommen wichtiger Akteure. Im Fall der COP29 habe dies aber "groteske Züge angenommen, da diese zur Bühne für die fossile Industrie und für jene Staaten wurde, die eine Abkehr von Öl und Gas ablehnen". Ergo sollten "Staaten, die die Ziele der Klimarahmenkonvention nicht teilen" künftig keine COP mehr ausrichten dürfen. Zudem brauche es neue Formate, in denen sich hochambitionierte Akteure zusammentun können, so Vadrot.
Neue Regierung soll Klimamaßnahmen "ambitioniert umsetzen"
Dass es noch zu einem Kompromiss gekommen ist, sei "grundsätzlich positiv". Mehr Hoffnung rufe allerdings hervor, "dass Staaten im Frühjahr 2025 ihre neuen nationalen Klimapläne ("Nationally Determined Contributions" (NDCs)) zur Emissionsreduktion vorlegen müssen". Dementsprechend müsse man sich auch von der künftigen österreichischen Regierung "nicht nur ein Bekenntnis zu den aktuellen Klimazielen, sondern eine ambitionierte Umsetzung" erwarten.
Carl-Friedrich Schleussner vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg (NÖ) und der Humboldt-Universität Berlin erklärte gegenüber dem deutschen Science Media Center (SMC), dass "geopolitische Spannungen" die Konferenz dominiert und "die Bremser ermutigt" hätten, die Fortschritte in der Bewältigung der Klimakrise zu untergraben. Letztlich konnte "das große Zerwürfnis" noch knapp verhindert und gezeigt werden, "dass der Multilateralismus auch in schwierigen Zeiten Ergebnisse liefern kann. Das ist ein Erfolg", so der Wissenschafter zu den alles in allem "unzureichenden" Ergebnissen. So wurden in Baku etwa "keinerlei Ergebnisse bezüglich verstärkter Klimaschutzanstrengungen erzielt". Schleussner: "Im Rennen zu Netto-Null-Emissionen joggen wir bestenfalls, obwohl wir eigentlich sprinten müssten."
Umgang mit Emissionsreduktion "fatales Signal"
Auch IIASA-Klimaforscher Daniel Huppmann äußerte sich im "Ö1-Morgenjournal" am Montag kritisch bezüglich der COP29-Bilanz. Er sprach von einem "Minimalstkompromiss". Im Vergleich zum letzten Jahr habe man eigentlich "nur Rückschritte" gemacht. Viele Fragen zur Finanzierung der in Aussicht gestellten Mittel für die Entwicklungsländer zum Kampf gegen die Klimakrise von 2025 bis 2035 in Höhe von 300 Milliarden US-Dollar jährlich seien offen geblieben. "Zum Vergleich: Wir geben derzeit global etwa 600 Milliarden für Förderungen von fossiler Energie aus", erklärte Huppmann. Dass sich punkto Emissionsreduktion eigentlich nichts getan hat, sei ein "fatales Signal".
Vor allem Saudi-Arabien habe sehr offensiv versucht, den Ausstieg aus fossilen Energieträgern zu hintertreiben. Von den USA sei nach der Wiederwahl von Donald Trump hier in den nächsten Jahren wenig zu erwarten. Es könnte aber sein, dass sich China mittelfristig als "neue Klimaschutz-Supermacht" positionieren werde, meinte Huppmann. Für Vadrot haben sich viele Staaten schon darauf eingestellt, dass unter Trump keine Vorstöße seitens der USA zu erwarten sind: "Die Frage ist, wer, wenn nicht die USA, neben der EU eine führende Rolle in der künftigen Klimapolitik einnehmen soll. China wird formal noch als Entwicklungsland eingestuft, hat aber bei dieser COP erstmals seine Finanzierung an Länder des globalen Südens offengelegt und zugestimmt, dass diese als Teil des Fonds für die Bewältigung von Verlusten und Schäden bewertet werden dürfen."
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