30.1.2023, 21:05 Uhr

Delfine jagen in Brasilien aktiv mit menschlichen Fischern zusammen

Bild

Wissenschafter haben neue Einblicke in das Jagdverhalten von Delfinen und Menschen in Brasilien gewonnen, Delfine an der südbrasilianischen Küste beeinflussen aktiv ihr Verhalten, um mit menschlichen Fischern bei der Fischjagd zusammenzuarbeiten, wie das an einer entsprechenden Studie beteiligte Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Konstanz am Montag mitteilte. Dabei profitieren nicht nur Menschen, sondern auch die Delfine von der gemeinsamen Jagd.

Die seit über einem Jahrhundert bestehende Fangtradition ist jedoch gefährdet, einerseits wegen des Rückgangs an Tieren, aber auch wegen sinkendem Interesse an nachhaltigem Fischfang. Noch treiben Delfine - sogenannte Große Tümmler - vor der brasilianischen Küste der Stadt Laguna aber Schwärme von Meeräschen vor sich her. Dadurch erhöhen sie für kurze Zeit die Fischdichte im Wasser und signalisieren den im Wasser stehenden Fischern, wo sie ihre Netze auswerfen müssen. Die Forscher konnten nun nachweisen, dass die Delfine dieses Verhalten aktiv steuern.

"Es war bekannt, dass die Fischer das Verhalten der Delfine beobachten, um festzustellen, wann sie ihre Netze auswerfen sollten", erklärte Fabio Daura-Jorge, Forscher an der Universität im brasilianischen Santa Catarina. "Aber wir wussten nicht, dass die Delfine ihr Verhalten aktiv mit den Fischern koordinieren."

Sowohl Delfinen als auch Menschen nützt diese seit rund 140 Jahren bestehende Jagdtradition. Wie die Forscher herausfanden, profitieren die Delfine durch eine um 13 Prozent höhere Überlebensrate im Vergleich zu ihren allein jagenden Artgenossen. Die Fischer wiederum fangen rund viermal mehr Fische als ohne die Meeressäuger.

Delfine geben ihr Wissen an nachfolgende Generationen weiter

Dabei sei das kooperative Verhalten bei den Delfinen nicht genetisch bedingt, betonten die Forscher. Es sei vielmehr eine Besonderheit der Delfinpopulation bei Laguna. Sowohl Delfine als auch Menschen würden ihr Wissen an nachfolgende Generationen weitergeben.

Modellrechnungen zeigen jedoch, dass die Zusammenarbeit von Delfin und Mensch gefährdet ist. Denn in den vergangenen Jahren ging die Zahl der Fische in der Region stark zurück. Auch gebe es seitens der Küstenbevölkerung weniger Interesse, die spezielle Jagdtechnik zu erlernen.

"Unsere Berechnungen zeigen, dass die Zusammenarbeit entweder für die Delfine oder die Fischer uninteressant werden könnte, wenn die gegenwärtige Entwicklung anhält", erklärte Daura-Jorge. Um die Zusammenarbeit von Delfin und Mensch zu bewahren, sei es nötig, die Gründe für den Rückgang bei den Meeräschen besser zu verstehen und nachhaltigen Fischfang zu fördern.

Für die Studie hatten Forscher aus Brasilien und vom Max-Planck-Institut rund 15 Jahre lang das Verhalten der Fischer und Delfine beobachtet. Dabei nutzte sie auch Drohnen und Unterwasseraufnahmen.

APA/red Foto: APA/APA/AFP/RAYMOND ROIG