Der renommierte KI-Experte Alex Bronstein wird Professor am Institute of Science and Technology Austria (ISTA), teilte die Forschungseinrichtung am Montag mit. Er will dort Machine Learning in den Biowissenschaften etablieren. Erst kürzlich gab die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) bekannt, dass Alexanders Zwillingsbruder, die KI-Koryphäe Michael Bronstein, das neue Institut für Künstliche Intelligenz (KI) in der Biomedizin namens "Aithyra" in Wien leitet.
Erstmals machten die beiden 1980 in Russland geborenen, 1991 nach Israel eingewanderten eineiigen Zwillinge im Alter von 22 Jahren auf sich aufmerksam: Als Studenten am Technion in Haifa, hatten sie eine revolutionäre 3D-Gesichtserkennungs-Software entwickelt, die sogar in der Lage war, die beiden Brüder voneinander zu unterscheiden. Das Magazin "Wired" nannte sie damals schon "computer whiz kids", also "Computergenies".
3D-Sensortechnologie
2012 verkauften die Brüder ihr für die Umsetzung der 3D-Sensortechnologie gegründetes Start-up Invision an den Chip-Konzern Intel und traten dem Unternehmen als Principal Engineer bei, um das System unter der Marke "RealSense" weiterzuentwickeln. Während sie lange parallele Karrierewege gingen, betonten sie einmal in einem Interview, sich mit Blick auf zukünftige akademische Positionen zu überlegen, wie sie beweisen können, dass jeder Zwilling "unabhängig arbeiten kann, ohne den anderen zu brauchen".
So ging Michael Bronstein nach einer Professur am Imperial College London und Gastprofessuren in Stanford, am MIT und in Harvard an die Universität Oxford, während Alex Bronstein in Israel blieb, zunächst an der Tel Aviv University und ab 2016 am Technion, wo er das Center for Intelligent Systems leitete und parallel dazu seine Forschungsgruppe führte. Am ISTA ist Bronstein bereits seit einem Jahr Visiting Professor. Nun startet er eine fixe Professur an dem in Klosterneuburg (NÖ) angesiedelten Institut - und die beiden Brüder werden wieder in räumlicher Nähe arbeiten.
Grenzen des maschinellen Lernens erweitern
Am ISTA will Alex Bronstein nun die Grenzen des maschinellen Lernens für Anwendungen in den Biowissenschaften erweitern, wie es in einer Aussendung heißt. Konkret plant er, "strategische Richtungen für Anwendungen in der Struktur- und Zellbiologie sowie in den Einzelzell-Analysen mitzugestalten". Das soll dabei helfen, die Versuchsplanung und Datenerfassungsstrategien für die Nutzung durch das Maschinelle Lernen geeigneter zu machen.
Die zunehmenden Investitionen in die Forschung im Bereich Machine Learning in Österreich sieht Alex Bronstein als eine der Stärken des Standorts. "Wenn wir in die Anwerbung von Talenten investieren, kann ich mir vorstellen, dass Österreich in fünf Jahren zu einem Exzellenzzentrum für KI in der Wissenschaft und vielleicht zu einem der weltweit führenden Standorte wird", wird der Wissenschafter zitiert, der auch versucht, seine vielfältigen Interessen etwa in den Bereichen Musik, Fotografie, Poesie, Schreiben, Malen, Kulinarik, Segeln und Finanzen auch in seiner Arbeit zu berücksichtigen.
Alex Bruder Michael Bronstein wird neben seiner Professur in Oxford Gründungsdirektor des von der gemeinnützigen Boehringer Ingelheim Stiftung mit 150 Mio. Euro für die kommenden zwölf Jahre geförderten Aithyra-Instituts. In diesem sollen Wissenschafterinnen und Wissenschafter aus den Bereichen KI und Biomedizin ihre Expertisen kombinieren, um das Potenzial der Künstlichen Intelligenz für die menschliche Gesundheit optimal auszuschöpfen. Dabei steht ein tieferes Verständnis von biomedizinischen Zusammenhängen und damit auch Erkrankungen, schnellere und zuverlässigere Diagnosen sowie Therapieentwicklungen für derzeit unheilbare Krankheiten im Fokus.
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