Die Psychotherapieausbildung soll künftig an die öffentlichen Unis wandern, ab 2026 sollen jährlich regional auf Österreich verteilt bis zu 500 Masterstudienplätze angeboten werden. Das sieht eine Novelle des Psychotherapiegesetzes vor, die am Donnerstag in Begutachtung gegangen ist. Ziel der Reform ist, das Angebot an Psychotherapie deutlich auszubauen und den Zugang zur Ausbildung leistbarer zu machen. Aktuell kostet diese zwischen 25.000 und 50.000 Euro.
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Neu: Reaktionen FPÖ und NEOS, Rauch zu Ausbau von Kassenplätzen (letzte zwei Absätze)
In den aktuellen Krisenzeiten sei der Bedarf an Psychotherapie groß, betonte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) bei einer Pressekonferenz. Von den derzeit vorhandenen Psychotherapeuten könne aber nur knapp die Hälfte jener Menschen, die gerne eine psychotherapeutische Behandlung in Anspruch nehmen würden, betreut werden. "Das ist inakzeptabel." Durch die geplante Reform sollen nun - gut 34 Jahre nach Inkrafttreten des ersten Psychotherapiegesetzes - mehr Fachkräfte in diesem Bereich ausgebildet und damit die psychosoziale Versorgung in Österreich verbessert werden.
Derzeit findet die Ausbildung an privaten außeruniversitären Ausbildungseinrichtungen oder Privatunis statt und besteht aus einem zweijährigen Propädeutikum und dem - je nach Fachrichtung - drei- bis sechsjährigen Fachspezifikum. Dabei gibt es von Beginn eine enge Verschränkung von Theorie und Praxis. Die Psychotherapie sei dabei allerdings der mittlerweile letzte hochrangig und eigenverantwortlich tätige Gesundheitsberuf in Österreich ohne akademische Ausbildung, so Rauch.
Transformation von privater Ausbildung in eine öffentliche
Mit der Reform werde man - wie schon länger eingefordert - die bis dato rein private Ausbildung in eine öffentliche transformieren, so Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP). "Es muss hier sichergestellt sein, dass es einen hohen Praxisanteil geben wird, aber auch gleichzeitig eine möglichst breite wissenschaftliche Ausbildung", gab er die inhaltliche Linie vor.
Konkret soll künftig an den öffentlichen Unis ein zweijähriges Masterstudium für Psychotherapie angeboten werden, die genaue Ausgestaltung liegt freilich in der Autonomie der Unis. Ein Teil von ihnen bietet bereits jetzt eine Psychotherapie-Ausbildung in Form von Uni-Lehrgängen an. Schon jetzt kooperieren zwei Drittel der Fachgesellschaften mit öffentlichen Unis.
Voraussetzung für den Zugang zum Psychotherapiemaster an den Unis ist - ähnlich wie beim derzeitigen Propädeutikum - ein fachlich einschlägiges Studium wie Psychologie, Medizin oder Bildungswissenschaften. Die Novelle soll öffentlichen Unis auf Wunsch aber grundsätzlich auch eigene Bachelorstudien in Psychotherapie ermöglichen.
Als dritter Ausbildungsabschnitt ist analog zum derzeitigen Fachspezifikum eine methodenspezifische Fachausbildung mit praktischer Phase mit Patientenkontakt geplant. Den Abschluss bildet die staatliche Approbationsprüfung. Die Finanzierung des neuen Angebots soll im Universitätsgesetz geregelt werden.
Barbara Haid, Präsidentin des Österreichischen Bundesverbands für Psychotherapie, verglich die neue Ausbildung mit jener von Fachärzten. Auf Bachelor und Master folge der praktische Ausbildungsteil in Kliniken, Lehrpraxen und anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens. Die Fachgesellschaften würden diese mit ihren Lehrtherapeutinnen und -therapeuten mit Theorie, praktischer Anleitung, Supervision und im Rahmen von Selbsterfahrung begleiten.
Studium wird günstiger
Dafür fallen freilich auch künftig Kosten an, allerdings fließt laut Polaschek ein Teil des bisherigen Fachspezifikums in das öffentliche Studium ein und dieses wird damit günstiger. Außerdem sind die Psychotherapeutinnen zu diesem Zeitpunkt schon unter Supervision tätig und verdienen bereits Geld, ergänzte Haid.
Für die Umstellung des Systems sind in der Novelle lange Übergangsfristen vorgesehen: Das Propädeutikum aus einer bestehenden Ausbildung kann noch bis Ende September 2030 abgeschlossen sein, das Fachspezifikum bis spätestens 2038.
Neben der neuen Uni-Ausbildung sollen mit der Novelle auch Online-Therapien rechtlich verankert werden, diese haben laut Rauch vor allem seit der Coronapandemie vielen Menschen geholfen.
Kritik von der FPÖ
Die FPÖ kritisierte per Aussendung, dass Rauch erst jetzt eine Reform des Psychotherapiegesetzes vorlegt. Die FPÖ habe diese seit 2021 gefordert. Außerdem habe die Regierung selbst durch ihre Corona-Maßnahmen eine Zunahme psychischer Probleme gefördert und provoziert, so der Vorwurf von Gesundheitssprecher Gerhard Kaniak.
Für NEOS-Gesundheitssprecherin Fiona Fiedler wird mit der Akademisierung der Psychotherapieausbildung zwar ein lange überfälliger Schritt gesetzt, im Zuge der Reform müsse aber auch endlich die Abgeltung von Psychotherapie als Kassenleistung sichergestellt werden. Rauch selbst hatte bei der Pressekonferenz eingeräumt, dass es "unbestritten" mehr Angebot an Psychotherapie auf Kasse brauche, um die psychosoziale Versorgung sicherzustellen. Auch hier solle man die E-Card statt der Kreditkarte nützen können. Ein Ausbau sei allerdings "Gegenstand der Verhandlungen zwischen der Sozialversicherung und dem Verband".
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