In Wien werden künftig auch angehende Taferlklassler die Möglichkeit erhalten, an Sommerdeutschkursen teilzunehmen. Bildungs- und Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) hat am Freitag angekündigt, dass diese künftig auch im letzten Kindergartenjahr stattfinden werden. Die Maßnahme ist laut dem Stadtrat eine Folge der Diskussionen beim jüngst durchgeführten Wertekonvent "Prinzip Wien" - und eine Konsequenz aus aktuellen Daten zu den außerordentlichen Schülern.
Denn deren Anzahl ist in den öffentlichen Volksschulen Wiens so hoch wie nie. Im Oktober betrug der Anteil etwas mehr als 20 Prozent. Es handelt sich dabei um Kinder, die über zu geringe Deutschkenntnisse verfügen, um dem Unterricht zu folgen. "Wir haben zu viele Kinder, die nicht Deutsch können", konstatierte Wiederkehr. Nun wird die Zahl der kostenlosen Sommerdeutschkurse von rund 3.900 um weitere 1.000 aufgestockt, wie er ankündigte.
400 Plätze im letzten Kindergartenjahr
400 Plätze davon stehen Kindern zur Verfügung, die vor dem Schuleintritt stehen - die also das letzte, verpflichtende Kindergartenjahr absolvieren. Wird bei der Sprachstandsfeststellung erkannt, dass die Deutschkenntnisse nicht ausreichend sind, wird ein Besuch eines Kurses nahegelegt, erläuterte Wiederkehr.
Die Teilnahme verpflichtend anzuordnen, ist laut dem Stadtrat nicht möglich. Hier entsprechende Voraussetzungen zu schaffen, sei Bundessache. Wiederkehr - der aktuell für die NEOS auch über eine Regierungsbeteiligung im Bund verhandelt - machte heute aber keinen Hehl daraus, dass er dafür wäre, einen gesetzlichen Rahmen für einen verpflichtenden Besuch zu beschließen. Auch plädierte er für ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr.
Diskussion im Rahmen von Wertekonvent
Die Deutschkurs-Offensive ist auch eine Konsequenz aus dem vom Rathaus initiierten, kürzlich in Wien abgehaltenen Wertekonvent. Der Titel der Veranstaltung lautete "Prinzip Wien". Bei dem Treffen in der Hofburg diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft, der Religionsgemeinschaften, der Wissenschaft oder auch der Politik über Grundwerte, wie Wiederkehr ausführte.
Es habe intensive Debatten über das Zusammenleben gegeben. Sprachförderung sei hier als besonders wichtig erkannt worden. Auch die Idee eines nationalen Aktionsplans gegen Hass im digitalen Raum sei erörtert worden, berichtete der Ressortchef.
"Leitbild Integration" angekündigt
Als weiteres Resultat des Konvents wird auch ein "Leitbild Integration" erstellt, wie der NEOS-Politiker ankündigte. "Es soll dazu dienen, klar zu machen, was in Wien erwünscht ist und was nicht", führte er dazu aus. Vorliegen soll das Leitbild bis Sommer 2025.
Generell hielt er fest, dass er es als wichtig erachte, irreguläre Migration zurückzudrängen - in Österreich und auch auf EU-Ebene. "Gleichzeitig müssen wir qualifizierte Zuwanderung ermöglichen", fügte er hinzu.
Die Grünen bezeichneten die Ankündigung in einer Reaktion als "Tropfen auf dem heißen Stein". Die Maßnahme ändere nichts an den grundlegenden Problemen, befanden die Rathaus-Abgeordneten Julia Malle und Felix Stadler. "Wiederkehr muss endlich dafür sorgen, dass Arbeitsbedingungen und Bezahlung für Deutschförderkräfte deutlich verbessert werden, sonst wird sich nichts nachhaltig ändern." Das Personal springe schlecht bezahlt von Standort zu Standort, sodass kein nachhaltiger Spracherwerb möglich sei, kritisierten sie.
APA/red Foto: APA/APA/MAX SLOVENCIK/MAX SLOVENCIK
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