Österreich gehört laut der jüngsten PISA-Studie weiterhin zu jenen OECD-Ländern, in denen der sozioökonomische Hintergrund (Bildung und Beruf der Eltern, materieller Wohlstand) einen noch stärkeren Einfluss auf die Leistungen der Jugendlichen hat als im Schnitt der anderen OECD-Staaten. Auch die Kluft zwischen Schülern, deren Eltern im Ausland geboren wurden, und ihren einheimischen Altersgenossen ist weiterhin größer als im OECD-Schnitt.
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Neu: OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher (3. Absatz)
Die Schüler aus dem Viertel mit dem höchsten sozioökonomischen Status haben dabei im Schwerpunktfach Mathematik um 106 Punkte mehr erreicht als jene aus dem niedrigsten Viertel, das entspricht einem Leistungsunterschied von mehreren Jahren und ist signifikant mehr als im OECD-Schnitt (93 Punkte). In Österreich ist der Leistungsunterschied im Vergleich zur letzten PISA-Studie sogar größer geworden, weil die Leistung der Schüler mit den ungünstigsten Voraussetzungen etwas zurückgefallen sind, während die Ergebnisse der Schüler mit den günstigsten Lernvoraussetzungen gleichgeblieben sind. Insgesamt lässt sich ein Fünftel der Leistungsunterschiede österreichischer Schüler in Mathe mit dem sozioökonomischen Hintergrund erklären, im OECD-Schnitt sind es 15 Prozent. In die Gruppe der Schüler mit den Top-Resultaten schaffen es nur acht Prozent der Schüler mit den schwierigsten Lernvoraussetzungen, im OECD-Schnitt sind es 10 Prozent.
Beispiele wie Macao (China) würden zeigen, dass bei guten Rahmenbedingungen auch Schülerinnen und Schüler mit ungünstigen Voraussetzungen sehr gute Ergebnisse liefern können, betonte OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher bei einer Online-Pressekonferenz anlässlich der Veröffentlichung der PISA-Studie. Dabei handle es sich eigentlich nicht um Raketenwissenschaft: Die Ressourcen müssten dort hin, wo sie am dringendsten benötigt werden, die talentiertesten Lehrer müssten in die herausforderndsten Klassen und es gehe darum, die Vielfalt in den Schulen und Klassen zu würdigen. Dennoch seien die Leistungsunterschiede bei PISA über die Jahrzehnte nicht wesentlich kleiner geworden. Die Pandemie habe aber nicht, wie von vielen befürchtet, zu einer noch größeren Kluft geführt.
Schüler mit Migrationshintergrund haben es schwer
Signifikant schlechtere Ergebnisse liefern auch Schüler mit Migrationshintergrund - wobei die Hälfte darunter gleichzeitig aus einer Familie mit besonders wenigen Ressourcen kommt und 75 Prozent angegeben haben, daheim nicht die Unterrichtssprache zu nutzen. In Mathematik erreichten sie diesmal um 58 Punkte weniger als ihre Altersgenossen mit Eltern, die in Österreich geboren wurden (505) - ähnlich groß ist der Unterschied nur in Belgien, Finnland, Deutschland, den Niederlanden, Slowenien und Schweden. Vergleicht man nur Schüler mit demselben sozioökonomischen Hintergrund miteinander, bleibt immer noch ein signifikanter Unterschied von 25 Punkten. Beim Lesen beträgt die Differenz 65 bzw. 30 Punkte. In Österreich waren bei PISA 2022 laut OECD-Definition 27 Prozent der österreichischen Schüler Migranten, hatten also Eltern, die im Ausland geboren wurden.
Vergleichsweise geringer, aber immer noch signifikant sind die Leistungsunterschiede nach Geschlecht: Während die Burschen in der Mathematik die Nase vorne haben (497 gegenüber 478 Punkte), schneiden die Mädchen beim Lesen besser ab (491 gegenüber 470). In Mathematik gehört Österreich mit dem Abstand von 19 Punkten mit Costa Rica, Peru, Macao (China), Chile und Italien zu den Ländern mit der größten Geschlechterkluft, der Schnitt liegt bei neun Punkten. Beim Lesen liegen die Mädchen im OECD-Schnitt um 24 Punkte vorn.
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